Am 03.03.1982 trafen sich auf Initiative von Emil Odenthal 12 Begeisterte mit dem Ziel, Bergisches Brauchtum und Bergische Mundart zu beleben und zu pflegen. Emil Odenthal hatte 1957 als Kind in der Aufführung des Mundartstückes „Us ahler bergischen Zick“ des Heimatdichters August Kierspel (Ehrenbürger der Stadt Bergisch Gladbach) mitgespielt. Sein Traum war es, dieses Stück im Jahr 1982 anlässlich des 125jährigen Stadtjubiläums und in Erinnerung an August Kierspel noch einmal auf die Bühne zu bringen. Mitte des Jahres 1982 konnten mit nunmehr 20 Spielern die Proben begonnen werden. Spielleiter dieses Stückes war Herbert Stahl. Die Aufführungen Ende des Jahres waren ein Riesenerfolg und man ging auf Torunee in die anliegenden Orte wie z. B. Kürten, Lindlar, Hohkeppel, Leverkusen.
Erfolg macht bekanntlich süchtig und so kam es, dass nicht nur dieses eine Stück gespielt wurde. Am 30.11.1983 erfolgte die Vereinsgründung, man schuf eine ordentliche Satzung und wurde vom Amtsgericht als e. V. als gemeinnützig anerkannt. Die Arbeit des Laientheaters „Am Strungerbaach“ e. V. wurde im Jahr 1991 von der „Vereinigung zur Pflege und Erhaltung heimatlichen Brauchtums“ mit der Verleihung der „Montanusplakette“ gewürdigt. Als Gründungsmitglied des „Stadtverbandes Kultur“ bringt sich das Laientheater auch kulturpolitisch ein und wurde mittlerweile rechtlich gesehen einem städtischen Theater gleich gestellt.
Momentan hat das Laientheater 32 aktive Mitglieder. Acht davon sind noch Mitglieder „der ersten Stunde“. Querbeet sind alle Berufssparten vertreten, wie z. B. Verwaltungsfachkraft, kfm. Angestellte/r, Polizeikommissar, Lehrer, Schlosser, Zimmermann, Techniker, Ingenieur, Schüler, Studenten und Rentner.
„Platt“ kallen und Theater spielen macht allen auch nach vielen Jahren Vereinszugehörigkeit immer noch viel Spaß. Es wird alles selbst gemacht: Stücke übersetzen, Kulissen bauen, Schminken, Frisieren, Soufflieren, nur für die Regiearbeit wurden bisher Fachleute engagiert. 1982 – 1984 führte Erwin Kuttler Regie. 1985 – 1987 konnte keine geeignete Kraft gefunden werden, so dass die Regie von verschiedenen Vereinsmitglieder in Gemeinschaftsleistung erfolgte. Gott sei Dank konnte 1989 mit dem Musiker, Komponisten und Theaterfachmann Manfred Niehaus ein kompetenter Regisseur gefunden werden. Manfred Niehaus hat bis 2002 auf sehr erfolgreiche Weise die künstlerischen Geschicke des Vereins geleitet. Nach seinem Ausscheiden aus gesundheitlichen Gründen hat Rosemarie Schulz-Weist die Regie übernommen. Rosemarie Schülz-Weist bringt als „gelernte“ Schauspielerin nicht nur die nötige Bühnenerfahrung sondern auch die Kreativität zur Erarbeitung und Gestaltung der Theaterstücke mit. Manfred Niehaus verstarb im Februar 2013 in seiner Heimatstadt Köln.
Im Jahr 2012 konnte das Laientheater „Am Strungerbaach“ e. V. sein 30jähriges Bestehen feiern. Es war am Anfang weder vorgesehen, noch überhaupt vorstellbar, dass wir nach 30 Jahren immer noch Theaterstücke in „Bergisch Platt“ auf die Bühne bringen und unser Publikum uns immer noch mag und auch sehen will. Im Jubiläumsjahr 2012 inszenierten wir nicht nur das 29. Theaterstück sondern auch das 7. Stück der Solinger Mundartdichterin Heidi Theunissen, die wir als unsere sogenannte „Haus- und Hofdichterin“ bezeichnen. Beim Jubiläumsstück „Hotel zum röhrenden Hirsch“ handelte es sich um eine Welt-Uraufführung. Das Laientheater „Am Strungerbaach“ freute sich sehr über das Vertrauen der Dichterin und die Inszenierung im Jubiläumsjahr begeisterte das Publikum.
Crime time in Bergisch Gladbach, denn 2013 begeisterten wir mit dem Stück „Mord im Höhnerstall“ (unsere 30. Inszenierung) das Publikum und im Jahr 2014 hieß es dann „Zemmer zo vermeeden“. Mit diesem Stück wurde sowohl die finanziellen Probleme vieler Rentner als auch die aktuelle Wohnungsnot angesprochen.
Immer wieder taucht das Problem auf, dass auf Grund fehlender junger Spieler manche Stücke nicht inszeniert werden können. In 2015 konnten wir im Stück „Oh du Fröhliche“ mit viel Überredungskunst ein junges Liebespaar auf die Bühne bringen. Die Freude hierüber ließ sich jedoch nicht ins Jahr 2016 übertragen. Daher musste nun unser ältester Spieler mit seinen 83 Jahren das Kind schaukeln und die Hauptrolle in „Opa lässt es krachen“ übernehmen. Seine Leistung kann nicht hoch genug bewertet werden und auch der eigens aus der Pfalz angereiste Autor des Stücks war restlos begeistert.
Das Jahr 2017 brachte einige Veränderung für den Verein. Der bisherige Vorstand kandidierte nach jahrzehntelanger Vorstand-Tätigkeit nicht mehr und ein neuer Vorstand wurde gewählt und wird nun die Geschicke des Vereins lenken.
Am 05.05.17 ist unser langjähriges Mitglied und Darsteller vieler Hauptrollen, Heribert Spillner, plötzlich und unerwartet im Alter von nur 56 Jahren verstorben. Die Nachricht hat uns alle erschüttert und das Loch, das Heris Tod gerissen hat, kann nicht ausgefüllt werden.
Trotz Aufrufen in der Presse und den sozialen Medien konnte nur eine Nachwuchsschauspielerin gewonnen werden. Wir freuen uns darüber sehr, auch wenn sie kein „Platt“ kann und daher auf Hochdeutsch agieren muss. Also mussten mal wieder die „Alten ran“ und überzeugten mit der Darstellung eines „erfüllten“ Rentnerdaseins.
Das Stück „Ab morgen bin ich Rentner“ traf mit seiner Problematik den Nerv vieler Zuschauer, die auch mit ihren häuslichen Rentner-Aktivitäten ihre Ehefrauen auf die Palme bringen.
Die Geheimnisse eines Lottogewinnes wurden 2018 mit dem Stück „Der doppelte Sechser“ gelüftet. Wir waren so froh, dass wir ein junges Paar auf die Bühne bringen konnten, aber für 2019 sieht es mit den Beiden nicht gut aus, weil sie aus schulischen und beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehen.
In den letzten vier Jahren konnte das Laientheater steigende Zuschauerzahlen verzeichnen. Dies ist nicht nur ein Zeichen dafür, dass die Menschen wieder ihre Muttersprache „Bergisch Platt“ wiederentdeckt haben, sondern für die Spieler auch eine Verpflichtung, das bisher erreichte Niveau im Hinblick auf die Stücke und die Schauspielerei zu halten und nach Möglichkeit noch zu verbessern. Leider findet sich für unser Ensemble kein Nachwuchs und vor allen Dingen keiner, der auch unsere Mundart spricht. Aber wir hoffen weiter.
Leev Fründe vam Strungerbaach,
Mit tiefem Bedauern müssen wir allen Zuschauern, Freunden, Gönnern und Sponsoren unseres Laientheaters „Am Strungerbaach“ e.V. mitteilen,
dass wir unseren Verein aufgelöst haben.
Wir werden Sie alle in guter Erinnerung behalten –
Sie uns hoffentlich auch.
Sie haben abgestimmt! Ab sofort ist das "Hotel 'Zum röhrenden Hirsch'" für Sie geöffnet!